Texte


Bürgerräte halte ich demokratiepolitisch für bedenklich.  Wer bestimmt die Zusammensetzung wirklich? Auf Grund welcher Datenlage arbeitet der Zufallsgenerator? 

Damit meine ich nicht, wenn eine Millionärin über ihr Geld bestimmen lässt. Ist ja ihr Geld.

Wir haben alles: freie Wahlen, Parlament, Präsident, Höchstgerichte.  Jeder darf in Parteien mitarbeiten, Parteien gründen… 

Ich halte auch die Parteienstellung von NGOs für fragwürdig. Wen vertreten die wirklich? Wer spendet? 

Warum boykottieren wir nicht alle Staaten, in denen die Bürger verfolgt werden, dass sie aus ihrer Heimat flüchten müssen? 

  • Verbot finanzieller Zuwendungen! 
  • Verbot von Urlaubs-Reisen in diese Länder! 
  • Verbot von Investitionen in diesen Ländern! 

Warum nur gibt es ein solches Theater um den Text der Klimakonferenz? Ist es nicht ziemlich unbedeutend, was morgen schon abgewählte oder weggeputschte Regierungsvertreter da unterschreiben? Klimawende kann man nicht beschließen, man muss sie realisieren: Isolieren, PV-Anlagen, Windkraftanlagen, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Konsumreduzierung, Ökosteuern – die österreichische Strompreisbremse ist kontraproduktiv! Zuschüsse für wirklich Arme, o. k. 

Wie gehen wir mit Wissenschaftsskepsis um?

 

Mein Dorf, Corona und der Klimawandel

Ich lebe in einem Dorf mit 4.000 Einwohnern. Meine zahlreichen Interessen bringen mich mit vielen Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung zusammen. Wir haben noch einige gut besuchte Wirtshäuser, in denen viel diskutiert wird. 


Teuerung, Klimawandel, Corona, Krieg.

Eine Meinung haben alle. Aber die große Mehrheit der Bevölkerung ist nicht in der Lage, die hochkomplexen Zusammenhänge zum Beispiel bei der Covid-Pandemie bzw. bei der Klimaproblematik zu verstehen oder zu beurteilen. Also glaubt man irgendwelchen ExpertInnen.

Auch Akademiker sind oft auf Glauben angewiesen, weil sie von vielen Sachverhalten zu wenig verstehen, wenn sie nicht vom Fach sind. Ein abgeschlossenes Studium ist kein Schutz vor absurden Ideen. Wer kennt nicht AkademikerInnen, die der Homöopathie vertrauen, SchamanInnen, EnergetikerInnen oder WunderheilerInnen aufsuchen? Manche ImpfskeptikerInnen, Klimawandel-LeugnerInnen tragen einen akademischen Grad vor ihrem Namen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine kleine Minderheit, deren Meinung kein Gewicht hat. Es sei denn, sie schwingen sich zu Telegram- Twitter- oder Facebook-Propheten auf.

Was verstehe ich unter Wissenschaft? 

Bei den sogenannten Naturwissenschaften ist das nicht so schwierig. Meist stehen nachvollziehbare Experimente zur Verfügung oder gar Anwendungen der Erkenntnisse. Da lässt sich am jeweiligen Stand der Wissenschaft kaum rütteln. Trotzdem – es wird immer ein vorläufiger Stand der Wissenschaft sein. Die Geschichte zeigt es.

Wie steht es aber mit den sogenannten Humanwissenschaften? Psychologie,
Politikwissenschaft, Soziologie, Sprachwissenschaft, Geschichte, Pädagogik…
Meist fehlt hier das nachvollziehbare Experiment. Oft werden nur Befragungen
ausgewertet. Wenn nicht ein halbwegs verständliches Studiendesign mitgeliefert wird, sind die Ergebnisse kaum verlässlich zu interpretieren. Mein Eindruck ist, dass in diesen Bereichen sehr häufig politische oder moralische
Standpunkte durchgesetzt werden sollen. 

Meiner Meinung nach besteht Wissenschaftlichkeit darin, Fakten zu erheben, zu prüfen, Hypothesen aufzustellen, Hypothesen zu überprüfen, Hypothesen zu verwerfen, reproduzierbare Ergebnisse zu liefern, das alles transparent machen und in Fachkreisen zur Diskussion stellen (Publikationen etc.).

Wenn eine große Mehrheit der Experten die Ergebnisse nach gewissenhafter Prüfung anerkennt, kann man von einem Stand der Wissenschaft ausgehen.

Aus diesen Informationen müssen die jeweiligen Entscheidungsträger Schlüsse ziehen und ggf. Maßnahmen ableiten. Üblicherweise wird sich die Politik an der Mehrheit der anerkannten Wissenschaftler orientieren. Diese Mehrheitsmeinung muss jedoch nicht immer richtig sein. Man denke nur an das Kindbettfieber, auch Alexander Flemings Entdeckung des Penicillins fand lange Zeit kaum Beachtung.

Außerdem vermeiden viele Gelehrte bestimmte Fragestellungen, um der Karriere nicht zu schaden, um überhaupt publizieren oder ungestört Vorlesungen halten zu können. In Zeiten von „Woko-Haram“ haben sie es nicht leicht.

Wem also glauben, wenn eine neue Situation auftaucht, wie etwa bei der Covid-Krise? Den Habilitierten? Den Publizierten? Der Mehrheit? Wie ließe sich eine Expertenmehrheit verlässlich feststellen? Da fehlen die Gremien.

Meine Sorge gilt der großen Mehrheit der Bevölkerung, den „einfachen Leuten“: ArbeiterInnen, VerkäuferInnen, MechanikerInnen, KraftfahrerInnen… „Einfach“ darf man hier durchaus als Kompliment verstehen.

Die „einfachen Leute“ haben oft erstaunliche Fähigkeiten. So mancher Akademiker würde auch mit viel Übung daran scheitern, einen Sattelschlepper rückwärts in eine Einfahrt zu navigieren, eine perfekte Schweißnaht hinzukriegen und vieles mehr. Mittlerweile verdienen diese Facharbeiter oft auch mehr als manche Akademiker. Jedenfalls als jene Akademiker, die nicht auf Spitzenposten landen konnten.

Aber was bedeutet für diese Menschen Wissenschaft, wissenschaftlich gesichert? Sie glauben immer weniger denen, die so forsch den Stand der Wissenschaft vertreten. Warum?

Redakteure und Moderatoren laden Experten ein. Diese verkünden dann eine absolute Wahrheit. Wer sich nicht der Meinung der „Erwählten“ (oft aus dem politischen oder privaten Umfeld der Redakteure) anschließt, wird als moralisch fragwürdig hingestellt. Speziell der ORF mit seinem penetranten Belehren und Moralisieren wird von immer weiteren Kreisen der Bevölkerung abgelehnt. Eine Volksabstimmung über die ORF-Gebühren würde derzeit aus gutem Grund niemand wagen.

„Lügenpresse“, „Staatsrundfunk“, „Mainstream-Medien“ sind nur einige der Schimpfwörter, die ich zu hören bekomme. Auch ich habe den Eindruck, dass vieles verschwiegen, geschönt oder auch übertrieben wird. Die Absichten dahinter mögen edel sein: Man muss das Volk bilden und vor allem – erziehen.

Das jedoch mögen die „einfachen Leute“ gar nicht.

Das Problem liegt bei den Medien – nicht bei der Wissenschaft.

Beispiel
Klima:

Werden die Sachverhalte so vermittelt, dass sie für Durchschnittsbürger verständlich sind? Wenn es um Klimafragen und die Energiewende geht, wird mit Maßeinheiten herumgeworfen, unter denen sich auch halbwegs gebildete Menschen kaum etwas vorstellen können. Gigajoule, Terrawatt, Petajoule, kW-Peak oder sich gar ein Gas in Tonnen vorzustellen, ist für Normalverbraucher eine Überforderung und lässt dem Präsentator der Fakten viel Spielraum – zum Moralisieren oder zum Schwurbeln.

Den Energieverbrauch umgerechnet in Rohöl-Einheiten (RÖE) könnte man sich vorstellen. Auch zu Kilowatt und Kilowattstunde gibt es einen Lebensbezug. Der Unterschied zwischen elektrischer Energie, Primärenergieverbrauch, Endenergieverbrauch müssten aber immer wieder erklärt werden. Die Unterscheidung von Gesamt-Energieverbrauch und elektrischer Energie (dzt. nur ca. 20 %) verschwimmt auch häufig in der Berichterstattung. Da tun sich auch die Spitzenpolitiker schwer. Dass bilanziell klimaneutral trotzdem in manchen Wochen, in manchen Stunden einen großen Bedarf an Gas- Öl- Kohle- oder Atomstrom bedeuten kann, wird auch kaum kommuniziert. 

Um verständlich zu werden, müsste man konkret werden: Wie viele Windräder, wie viele m² PV braucht ein 4.000-Seelen-Dorf, um wirklich bis 2050 klimaneutral zu sein? Die Fakten für die meisten verständlich darzustellen, wäre eine Aufgabe für den Journalismus. Dann gäbe es endlich Diskussionsgrundlagen statt Glaubensfragen. 

Jedes katastrophale Wetterereignis wird beinahe hysterisch mit Hinweis auf den Klimawandel kommentiert. Zielführender wäre es, die Zunahme der
Extremereignisse seriös und verständlich zu vermitteln.

Immer wieder werde ich mit Fragen wie diesen konfrontiert:

·        Ist jetzt schon jeder Waldbrand
eine Folge des Klimawandels?

·        Hat es Dürren, Überschwemmungen
nicht schon immer gegeben?

·        Waren die katastrophalen Hochwässer in unserem Dorf nicht schon in den Fünfzigerjahren?

·        Zeigen nicht Hochwassermarken in manchen Städten, dass es früher schlimmer war?

·        

Laien komplexe statistische Zusammenhänge zu erklären ist eine Sisyphusarbeit.

Beispiel
Corona: 

Nach der Wahrnehmung der meisten Menschen waren die paar Corona-Toten im Dorf fast durch die Bank sehr schwer kranke alte Menschen, denen auch eine andere Infektion bald das Leben gekostet hätte. Was sollten also die dramatischen Zahlen? An und mit Corona? 

Hätte man da nicht differenzierter erheben und berichten können? Alter, Schwere der Vorerkrankung(en)… Die Bürger hätten dann glaubhafte Belege gehabt, dass die Pandemie doch auch jüngere, gesunde Menschen das Leben gekostet hat. Als aktiver Rot-Kreuz-Mitarbeiter habe ich es ja erlebt, konnte mein lokales Insiderwissen meist auf Grund der Schweigepflicht nicht in die Diskussionen einbringen.

Die „einfachen Leute“ sind eher bild- als textorientiert. Wenn man eine
Nachrichtensendung im ORF sieht, werden die Berichte meist mit Bildern oder
Filmausschnitten versehen. Manchmal werden dieselben/die gleichen Aufnahmen monatelang immer wieder verwendet. Sehr oft handelt es sich um veraltete oder völlig aus dem Kontext gerissene Aufnahmen, was beispielsweise zu Fragen wie diesen führt:

·        Hat es in Moria damals wirklich 7 Wochen lang geschüttet?

·        Wurde die Hausdurchsuchung im BVT tatsächlich mit Sturmgewehr und Sturmhaube durchgeführt?

·        Begehen nicht auch Ukrainer Kriegsverbrechen?

·        Ist tatsächlich ganz Syrien zerstört?

·

Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen. Wozu dienen diese problematischen Bilder und Filmausschnitte? Ich weiß schon – Archivbilder, Symbolbilder. Aber wozu?
Emotionalisieren. Moralisieren. Die Einblendung des Aufnahmedatums und des Aufnahmeortes würde ich zumindest den Öffentlich-Rechtlichen gerne
vorschreiben.

Ich bin kein Wissenschaftler. Ich bin kein Akademiker. Ich war Hauptschullehrer (Deutsch, Geschichte, Physik und Chemie…) im Heimatdorf. Meine ehemaligen Schüler sind jetzt meine Angel- und JagdkameradInnen, meine KollegInnen beim Roten Kreuz, bei der Flüchtlingshilfe, im Heimatmuseum, im Alpenverein, in der örtlichen Theatergruppe. Hauptsächlich handelt es sich um jene Menschen, die im Dorf geblieben sind. Die Gebliebenen.

Fast alle, die bereits die Unterstufe in den umliegenden Gymnasien verbracht haben, sind längst in die Großstädte gezogen. Auch jene, die nach der Hauptschule ein Studium geschafft haben. Die paar, die trotzdem geblieben sind, fahren mit dem Tesla zur Arbeit in die Stadt, wenn sie nicht gerade im Home-Office arbeiten.
In ihren Zirkeln fällt mir eine sachliche Diskussion leichter, auch wenn mich
das Unwissen abseits ihrer Fachbereiche manchmal überrascht.

Mit jenen, die ich weniger oft sehe, stehe ich manchmal bis zur Sperrstunde an der Bar eines Dorfwirtshauses – und hör‘ zu. Den Coronaleugnern, den Waffennarren, den Rechtsradikalen, den Klimaskeptikern. Höre gut zu und sage wenig. Wenn’s ganz zu arg wird, schon. Vor allem dann, wenn ich hieb- und stichfeste, verständliche Argumente habe. Am besten mit Schmäh. Die Lacher auf meiner Seite zählen. Der bessere Schmäh wird anerkannt. Belehrung nicht. Das war schon in der Schule so.

Wir treiben die Menschen, die sich nicht ständig belehren und bessern lassen
wollen, förmlich in ihre Info-Blasen. Dort wird es tatsächlich gefährlich –
besonders für unsere Demokratie. Wie können wir sie zurückgewinnen?

Lassen wir doch auch die „falschen Propheten“ in den sogenannten „Main-Stream-Medien“ ausreichend zu Wort kommen und setzten uns mit sachlichen Argumenten mit deren Thesen auseinander. Sie werden ohnehin gelesen und gehört. Ohne Vorverurteilung, ohne Moralisieren. Manche unserer Redakteure und Moderatoren werden sich damit schwertun. Es ist aber notwendig, um nicht noch mehr Menschen an die Verschwörungstheorien-Szene zu verlieren.

Zensur und Sperren in den sozialen Medien halte ich für keine gute Idee, außer es geht um Gewaltaufrufe. Das fördert nach meiner Wahrnehmung die Verschwörungsszene eher. Die Inhalte werden eben auf andere Kanäle verlagert. Bis zur Sperre von Russia Today bzw. SNA habe ich diese Websites gerne gelesen. Ich wollte wissen, wie die „Anderen“ die Dinge sehen, wie die ticken. Jetzt quäle ich mich notgedrungen mit Telegram und den rechten Sites herum, um das herauszufinden.

Es ist nicht wichtig, in der Gutmenschenblase Beifall zu erhaschen. Die Massen müssen wir gewinnen. Die brauchen wir, wenn wir die großen Probleme der Zukunft wenigstens halbwegs in Griff bekommen wollen. Die Reaktionen auf die jüngste Energiekrise stimmen mich allerdings nicht gerade optimistisch.